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Anna Lea Kopatschek

unternehmenskommunikation

Preisträgerinnen GOLDENE BILD der FRAU 2022

Die GOLDENE BILD der FRAU 2022: Beeindruckende Frauen, viele Überraschungen, große Emotionen

  • Kerstin Held gewinnt in diesem Jahr den Leserinnen- und Leserpreis


Sichtlich ergriffen nahm Kerstin Held den mit 30.000 € dotierten Leserinnen und Leserpreis der GOLDENEN BILD der FRAU entgegen. Mit dem Gewinn möchte sie ihr Ziel verwirklichen, einen Bundesverband zur Aufklärung des Fetalen Alkoholsyndroms zu gründen. Dieses wird durch den Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft ausgelöst.

„Wir brauchen in unserer Gesellschaft Frauen wie Sie, die sich mit viel Herzblut und Leidenschaft sozial engagieren und dabei mitten im Leben unter uns stehen“, sagte Niklas Jakob Wilcke, Gesellschafter der FUNKE Mediengruppe, in seiner Rede. „Die GOLDENE BILD der FRAU gibt diesen Frauen die Anerkennung und Wertschätzung, die sie verdienen und ihrer Arbeit hier in der Neuen Flora im wahrsten Sinne des Wortes eine Bühne.“

Der Preis wurde zum bereits dritten Mal von der Deutschen Postcode Lotterie gestiftet, deren Vorsitzende der Geschäftsführung Friederike Behrends sowie deren Geschäftsführer Robert Engel dann auch den Scheck für diesen Preis überreichten. Die feierliche Verleihung im Stage Theater Neue Flora in Hamburg fand bereits zum 15. Mal statt. Auch in diesem Jahr standen wieder zahlreiche Prominente an der Seite der Preisträgerinnen und ihrer beeindruckenden Projekte. Judith Williams, Unternehmerin und Investorin bei „Die Höhle der Löwen“, lud die leidenschaftliche Sozialunternehmerin Günes Seyfarth zu einem ganz besonderen Ladys-Day nach London ein. Seyfarth und ihr Team retten im großen Stil Lebensmittel und kochen damit in der „Community Kitchen gGmbH“.

Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel hielt die Laudatio für Shahrzad Enderle, die mit ihrem Verein „Bike Bridge“ geflüchteten Frauen das Radfahren beibringt und ihnen so den Weg in ein selbstständiges Leben ebnet. Von dem Koblenzer Fahrradhersteller Canyon Bicycles gab es für den Verein noch fünf nagelneue Räder. Doch die gebürtige Iranerin nutzte die Bühne auch, um in eindringlichen Worten auf die Lage der Frauen und Männer hinzuweisen, die in ihrem Heimatland gerade um Menschenrechte kämpfen und dabei ihr Leben riskieren. Marga Flader traute ihren Augen nicht, als plötzlich die Afghanin Mahtab (24) die Bühne betrat – und sie als „you are my life changer“ ehrte. Denn dank Margas Verein „Afghanistan Schulen e.V.“ hatte Mahtab als junges Mädchen Zugang zu Bildung, machte ihren Schulabschluss und studiert heute in der Türkei.

Katharina Bach erhielt in diesem Jahr den „Förderpreis des Netzwerks der GOLDENEN BILD der FRAU“ für ihr Engagement als Aufsichtsrätin von „Lern-Fair e.V.“. Mit der digitalen Plattform ermöglicht sie benachteiligten Kindern kostenlose Nachhilfe. Für ihren Einsatz gab es auch Dankesworte von Moderator Yared Dibaba. Der Vater von zwei Söhnen weiß zu schätzen, wie wichtig zusätzliche Bildungsangebote für Familien sind, die sonst keine Unterstützung erfahren. Musikalische Highlights setzte Newcomerin Alina: Sie eröffnete die Verleihung mit dem Frauenpower-Song „Selbstgemacht“. Und von Tom Neuwirth, der als Conchita Wurst 2014 den ESC gewann: Er sang seine Hymne „Rise like a Phoenix“ ganz persönlich für Preisträgerin Kerstin Held, die als Vorsitzende vom „Bundesverband behinderter Pflegekinder e.V.“ Kindern mit Behinderungen ein liebevolles Zuhause schenkt. Als Zugabe präsentierte Conchita noch den aktuellen Hit „All That I Wanted“.

Eine ganz besondere Überraschung erlebte Jasmin Thamer (32) aus Bergisch-Gladbach. Sie saß ahnungslos im Publikum, als Kai Pflaume sie auf die Bühne bat. BILD der FRAU-Chefredakteurin Sandra Immoor zeichnete die Bergisch-Gladbacherin für ihr Projekt „Geschenke Gegen Kindertränen e.V.“ aus. Seit diesem Jahr ist der Verein nicht nur im Großraum Köln, sondern auch in Hamburg aktiv. In Deutschland wächst jedes fünfte Kind in Armut auf. Fast 40.000 Weihnachts-Geschenke hat die Initiative schon für Kinder aus sozial schwachen Familien gesammelt – und ihnen so den Heiligabend retten können. Auch der passionierte Rennradfahrer Guido Cantz kam für die gute Sache noch mal so richtig ins Schwitzen. Während der Verleihung „erstrampelte“ er 10.000 Euro für Jasmin Thamers Verein, zusätzlich gestiftet von der Deutschen Postcode Lotterie.

Und das sind die Preisträgerinnen der GOLDENEN BILD der FRAU 2022:

Katharina Bach (25) aus Dorsten (NRW) ermöglicht benachteiligten Schülerinnen und Schülern kostenlose Nachhilfe auf einer digitalen Plattform. Denn in den letzten zwei Jahren wurde deutlich, dass zu wenige Kinder Zugang zu Nachhilfe-Angeboten haben – ob aus sozialen, finanziellen, kulturellen oder persönlichen Gründen. So entwickelte sich aus einem Blitz-Projekt im ersten Lockdown der Verein „Lern-Fair“ mit Sitz in Bonn, bei dem Katharina inzwischen Aufsichtsrätin ist. 23.000 Schülerinnen und Schüler haben sich seit März 2020 registriert, 15.000 Studierende bieten ehrenamtlich virtuell pädagogische Förderung an. „Bildungsungerechtigkeit ist ein Riesenthema! Wir wollen auch nach Corona viel erreichen. Denn so, wie sich unsere Bildungslandschaft entwickelt, wird es immer mehr Bedarf für individuelle Unterstützung geben“, erklärt Katharina Bach. Sie erhielt in diesem Jahr den „Förderpreis des Netzwerks der GOLDENEN BILD der FRAU“, über den allein die bisherigen 80 Preisträgerinnen entschieden haben.

Shahrzad Enderle (35) aus Freiburg gründete den Verein „Bike Bridge e.V.“. Diese Initiative bringt geflüchteten Frauen das Fahrradfahren bei, vernetzt Einheimische und Migrantinnen zu Coaching-Teams und erreicht damit noch so viel mehr: Die geflüchteten Frauen finden Freundinnen, Zugehörigkeit, Selbstständigkeit – und neue Freiheit! 2017 gegründet, gibt es Shahrzads Angebot inzwischen in sieben Städten. Zum Konzept gehören theoretisches und praktisches Fahrradtraining, Ausflüge sowie verschiedene Workshops (z.B. Verkehrsregeln oder Fahrradreparatur), aber auch kleine Spracheinheiten, Betreuung für die Kinder. Shahrzad wuchs im Iran auf, saß bereits mit fünf Jahren auf dem Rad, was sie heute dort gesetzlich nicht mehr dürfte… 2010 kam sie nach Deutschland. Ihre Idee zum Projekt hatte sie beim Besuch einer Flüchtlingsunterkunft: „Die Männer spielten draußen Fußball, die Frauen saßen drinnen in den Containern. Ich wollte ihnen mehr soziale Mobilität schenken – durch Radfahren. Viele Migrantinnen hatten in der Heimat keine Chance, es zu lernen. Aber jede Frau sollte es können!”

Marga Flader (68) ist erste Vorsitzende von „Afghanistan-Schulen e.V.“ mit Sitz in Oststeinbek vor den Toren Hamburgs. In den 38 Jahren seit Bestehen des Vereins hat das Team schon über 65 Schulen im Norden des Landes neu gebaut, noch mehr ausgebaut oder renoviert. Marga Fladers Team hat außerdem ein Förderzentrum für 1200 Schülerinnen und Schüler gegründet, Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet, Frauenzentren errichtet. Die aktuelle politische Situation macht allen schwer zu schaffen. Das afghanische Ministerium für die „Förderung der Tugend und Verhinderung des Lasters“ hat Frauen und Mädchen das Arbeiten und den Schulbesuch in vielen Landesteilen verboten. „Auch die Burka-Pflicht wurde wieder eingeführt. Männer und Frauen dürfen sich nicht mehr treffen, Frauen nicht ohne einen Mann in ein Flugzeug“, berichtet Marga Flader. Frauen sind zunehmend rechtlos, wertlos in den Augen der meisten Taliban. Marga Fladers Verein lässt die Frauen und Mädchen auch nach Abzug der ausländischen Truppen nicht im Stich, hat erreicht, dass die Mädchen in „ihren“ Provinzen noch zur Schule dürfen – aber auch die Vereinsvorsitzende macht sich große Sorgen: „Wer weiß, was noch kommen wird?“ Marga und ihr Team kämpfen weiter um jede einzelne Schule: „Gut ausgebildete Mädchen sind die einzige Zukunft, die Afghanistan hat.“

Kerstin Held (46) aus dem niedersächsischen Ovelgönne ist Vorsitzende des „Bundesverbandes behinderter Pflegekinder e.V.“. Auch selbst gibt sie seit vielen Jahren behinderten Kindern ein Zuhause. Insgesamt zwölf Pflegekinder hat sie schon aufgenommen, aktuell ist sie in ihrem „Heldenhaus“ liebevolle Mama für vier schwer gehandikapte Mädchen und Jungen. Ihre Familie organisiert sie wie ein kleines Unternehmen mit der Unterstützung von mehreren Pflegekräften, denn ihre Kinder brauchen eine 24- Stunden-Betreuung. Mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung unterstützt die gebürtige Dortmunderin aber auch andere Familien, die ein behindertes Kind aufgenommen haben. Mit gerade mal 25 Jahren hatte Kerstin ihren ersten Schützling: „Ich kannte mich mit der Pflege Behinderter aus.“ Denn Kerstins zwei Jahre jüngere Schwester Silke litt an unheilbarem Muskelschwund: „Ich bin damit aufgewachsen, ständig alarmbereit zu sein, Verantwortung für das Leben eines Menschen zu tragen.“ Im Alter von 15 wird Kerstins Schwester von einem betrunkenen Autofahrer überfahren – und stirbt. Kerstin, ausgebildete Ergotherapeutin, hat heute nur einen Wunsch: „Es müsste viel mehr Familien geben wie unsere! Alle Kinder gehören in die Mitte unserer Gesellschaft. Alle Kinder haben das Recht auf eine Familie.“

Günes Seyfarth (42) gründete in München die „Community Kitchen gGmbH“. Privat kocht die Dreifach- Mama längst mit Lebensmitteln, die sonst im Müll gelandet wären. Als sie dann im Dezember 2020 die Chance bekommt, eine riesige frühere Firmenkantine zu mieten, startet sie ein einmaliges Klimaschutz-Projekt: ihre „Community Kitchen“. Sie erklärt: „Ich habe ein Gastronomie-Konzept entwickelt, mit dem ich aus geretteten Lebensmitteln Mahlzeiten koche und verteile!“ Denn unglaubliche 18 Millionen Tonnen werden in Deutschland jedes Jahr weggeworfen, obwohl sie noch gut sind! „Allein in München 168.465 Kilo pro Tag“, weiß Günes. Inzwischen begrüßen sie und Team hunderte Menschen zum täglichen nachhaltigen Mittagstisch. Günes: „Rentnerinnen, Angestellte, Auszubildende, Jugendliche – eine bunte Mischung. Rund 300 Essen, gezaubert aus sogenannter Mangelware, gehen bei uns an sechs Tagen die Woche raus.“ 5,50 Euro kostet ein Gericht, Nachschlag ist umsonst. Außerdem bietet die Crew Catering an. Und Günes ist stolz, dass ihr Unternehmen sich auch zu einem Lern-Ort entwickelt hat: Es gibt Umwelt- Unterricht und Fortbildungsprogramme, regelmäßig hält sie Vorträge über Ressourcen-Verschwendung und Klimaschutz. Denn: „Lebensmittelwertschätzung ist der drittgrößte Klimaschutzhebel überhaupt.“

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